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Inkontinenz im Alter

Im Alter Inkontinenz

Inkontinenz, sei es Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz, ist ein häufiges Problem im Alter, das viele Menschen betrifft.

Unkontrollierter Urinverlust oder das unwillkürliche Abgehen von Stuhl beeinträchtigt die Lebensqualität von Betroffenen stark. In der Schweiz leiden viele ältere Menschen an dieser Problematik, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

In diesem Artikel erklären wir die verschiedenen Formen der Inkontinenz, deren Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Inkontinenz?

Der Begriff „Inkontinenz“ beschreibt die Unfähigkeit, Urin oder Stuhl zurückzuhalten, was zu unwillkürlichem Urinverlust oder unkontrolliertem Stuhlgang führt.

Häufige Formen von Inkontinent

Es gibt mehrere Formen von Harn- und Stuhlinkontinenz, die im Alter häufiger auftreten:

Inkontinenzform Symptome Beschreibung
Belastungsinkontinenz (Harn) Urinverlust bei Husten, Niesen Diese Form tritt bei körperlicher Belastung auf, wie Husten, Niesen oder schwerem Heben. Sie ist besonders bei Frauen nach der Geburt häufiger. Sie wird verursacht durch eine Schwächung des Beckenbodens oder des Schliessmuskels.
Dranginkontinenz (Harn) Starker, plötzlicher Harndrang Bei dieser Form verspürt die Person einen starken Harndrang, auch wenn die Blase nicht vollständig gefüllt ist. Dies wird häufig als Symptom einer überaktiven Blase bezeichnet.
Überlaufinkontinenz (Harn) Ständiger Harnabgang, unvollständige Blasenentleerung Hierbei kann die Blase nicht vollständig entleert werden, was zu einem ständigen Abgang von kleinen Mengen Harn führt. Diese Form tritt oft bei Männern mit einer vergrösserter Prostata auf.
Reflexinkontinenz (Harn) Keine Kontrolle über Blasenentleerung Diese Form entsteht durch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Verletzungen des Rückenmarks. Dabei verspürt die Person keinen Harndrang, aber die Blase entleert sich unkontrolliert.
Stressinkontinenz (Harn) Urinverlust bei Stressbelastungen oder emotionalem Druck Diese Form ähnelt der Belastungsinkontinenz und tritt bei plötzlichem Druck auf die Blase auf. Oft durch körperliche Belastung oder emotionale Faktoren.
Passiver Stuhlabgang (Stuhl) Unbemerkt austretender Stuhl, Schwächung des Schliessmuskels Diese Form tritt auf, wenn der Schliessmuskel nicht mehr richtig funktioniert und der Stuhl unbemerkt austritt. Ursache ist meist eine Schwächung des Schliessmuskels, die durch Operationen, Verletzungen oder altersbedingte Veränderungen verursacht wird.
Dranginkontinenz (Stuhl) Starker Drang zum Stuhlgang, unkontrollierter Abgang Bei dieser Form verspürt die Person einen plötzlichen, starken Drang zum Stuhlgang und kann diesen nicht zurückhalten. Dies tritt oft bei Erkrankungen des Darms auf, wie dem Reizdarmsyndrom oder entzündlichen Darmerkrankungen.
Überlaufinkontinenz (Stuhl) Stuhlabgang durch chronische Verstopfung, nur kleine Mengen Diese Form entsteht, wenn der Darm durch chronische Verstopfung blockiert ist. Nur kleine Mengen von flüssigem Stuhl können passieren, was zu unkontrolliertem Stuhlabgang führt. Dies tritt häufig bei Menschen mit lang anhaltender Verstopfung auf.
Inkontinenzformen und deren Symptome

Ursachen der Inkontinenz

Inkontinenz, sowohl Harn- als auch Stuhlinkontinenz, kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

      • Schwache Blase oder ein geschwächter Schliessmuskel: Dies betrifft sowohl den Harn- als auch den Darmausgang.

      • Erkrankungen der Harnblase, Harnröhre oder des Darms: Entzündungen oder andere Störungen in diesen Organen können die Kontrolle beeinträchtigen.

      • Harnwegs- oder Darminfektionen: Infektionen in den Harnwegen oder im Darm können vorübergehende Inkontinenz verursachen.

      • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson: Diese Erkrankungen stören die Nervenbahnen, die Blase und Darm steuern.

      • Rückenmarkverletzungen: Schäden am Rückenmark können die Kontrolle über Harn- und Stuhlausscheidung beeinträchtigen.

      • Vergrösserte Prostata bei Männern: Diese führt zu Harninkontinenz und kann auch Darmbeschwerden verursachen.

      • Hormonelle Veränderungen bei Frauen: Besonders nach der Menopause beeinflussen Hormonveränderungen die Kontrolle über Blase und Darm.

      • Erkrankungen des Gehirns, die die Kontrolle über Blase und Darm beeinträchtigen.

    Symptome und Diagnose

    Die Symptome von Harn- und Stuhlinkontinenz variieren je nach Art der Inkontinenz, umfassen jedoch in der Regel:

        • Unwillkürlicher Harn- oder Stuhlverlust

        • Häufiger Harndrang oder der Drang zum Stuhlgang

        • Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlgang

        • Gefühl, dass die Blase oder der Darm nicht vollständig entleert wurde

        • Ungewollter Abgang von Urin oder Stuhl beim Husten, Niesen oder körperlicher Belastung

      Um die genaue Art der Inkontinenz festzustellen, wird der Arzt eine gründliche Diagnose stellen. Diese kann je nach Verdacht sowohl Harn- als auch Stuhlinkontinenz umfassen und beinhaltet unter anderem:

          • Urin- und Stuhlanalysen

          • Ultraschalluntersuchungen der Blase, Harnwege und Darmbereiche

        Behandlungsmöglichkeiten für Inkontinenz im Alter

        Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten für sowohl Harn- als auch Stuhlinkontinenz. Je nach Schweregrad und Ursache der Inkontinenz werden diese individuell angepasst:

            • Medikamentöse Therapien: Bei einer überaktiven Blase oder bei Darmproblemen können Medikamente helfen, den Blasen- oder Darmmuskel zu entspannen und so die Symptome zu lindern.

            • Operative Eingriffe: Diese können notwendig sein, wenn die Ursache der Inkontinenz eine anatomische Veränderung ist, wie z. B. eine vergrösserte Prostata, eine Gebärmuttersenkung oder eine Schwäche des Schliessmuskels.

            • Beckenbodentraining: Regelmässige Übungen zur Stärkung des Beckenbodens können helfen, die Kontrolle über Blase und Darm zu verbessern. Dies ist besonders hilfreich bei Belastungsinkontinenz.

            • Hilfsmittel: Einlagen und Inkontinenzprodukte bieten kurzfristige Hilfe bei Harn- und Stuhlinkontinenz.

            • Therapie und Massnahmen: Blasentraining und Verhaltenstherapien können die Frequenz der Toilettengänge regulieren.

            • Neuromodulation: Bei schwerwiegenden Fällen kann die Stimulation von Nerven, die Blase und Darm steuern.

          Tipps zur Vorbeugung und Unterstützung

          Inkontinenz lässt sich zwar nicht immer vollständig vermeiden, aber es gibt einige Massnahmen, um das Risiko sowohl für Harn- als auch Stuhlinkontinenz zu verringern:

              • Regelmässiges Beckenbodentraining, besonders nach Schwangerschaften, Operationen oder bei altersbedingtem Muskelabbau, kann helfen, die Kontrolle über Blase und Darm zu stärken.

              • Vermeidung von starkem Übergewicht, um den Druck auf Blase und Darm zu reduzieren. Übergewicht erhöht den Druck auf die inneren Organe und kann Inkontinenz verstärken.

              • Gesunde Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, hilft, Verdauungsstörungen wie Verstopfung zu vermeiden, was wiederum das Risiko für Stuhlinkontinenz senkt. Auch kann sie Harnwegsinfekte vorbeugen.

              • Flüssigkeitszufuhr in Massen: Ausreichend trinken, um die Harnwege und den Darm gesund zu halten, aber übermässige Mengen vermeiden, die zu verstärktem Harndrang führen können.

              • Blasentraining: Durch Training können die Intervalle zwischen den Toilettengängen verlängert und die Kontrolle über die Blase verbessert werden.

              • Konsultation eines Arztes bei ersten Anzeichen von Harn- oder Stuhlinkontinenz, um frühzeitig geeignete Massnahmen zu ergreifen und die Progression der Inkontinenz zu verhindern.

            Hilfsmittel bei Inkontinenz

            Für Menschen, die unter Harn- oder Stuhlinkontinenz leiden, gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die den Alltag erheblich erleichtern können.

            Zu den gängigsten Produkten zählen Einlagen, die speziell für Harn- und Stuhlinkontinenz entwickelt wurden. Diese Einlagen sind in verschiedenen Grössen und Saugstärken erhältlich und bieten zuverlässigen Schutz vor ungewolltem Urin- oder Stuhlabgang.

            Neben Einlagen gibt es auch Inkontinenzslips oder spezielle Unterwäsche, die diskret und komfortabel zu tragen sind. Diese Produkte bieten Schutz und unterstützen Betroffene dabei, trotz Inkontinenz ein aktives Leben zu führen.

            Für Menschen mit stärker ausgeprägter Inkontinenz können auch Katheter oder Urinalsysteme verwendet werden, um den unkontrollierten Harnfluss besser zu steuern. Bei Stuhlinkontinenz können spezielle Analtampons oder Stuhlauffangsysteme verwendet werden.

            Weitere nützliche Hilfsmittel sind Bettauflagen, die Matratzen schützen, sowie tragbare Toilettenstühle, die den Zugang zur Toilette erleichtern. Diese sind besonders hilfreich, wenn die Mobilität eingeschränkt ist.

            Durch diese Hilfsmittel wird der Alltag für Betroffene und ihre Angehörigen sicherer und angenehmer gestaltet, indem sie Komfort und Unterstützung bieten.

            Inkontinenz und Lebensqualität

            Inkontinenz kann die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränken. Die ständige Angst vor unkontrolliertem Urinverlust oder der Drang, immer in der Nähe einer Toilette zu sein, führen oft zu sozialer Isolation und psychischem Stress. Es ist daher wichtig, das Thema offen anzusprechen und sich bei Bedarf Hilfe zu holen.

            Für Angehörige von Betroffenen ist es wichtig, Unterstützung zu bieten, ohne zu stigmatisieren. Regelmässige Arztbesuche und eine offene Kommunikation über das Thema helfen, die geeignete Therapie zu finden und die Lebensqualität zu verbessern.

            Fazit

            Inkontinenz im Alter ist ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Frauen und Männern stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

            Ein besseres Verständnis von Inkontinenzformen wie Belastungs- und Dranginkontinenz ist wichtig. Es hilft Betroffenen und ihren Angehörigen. So können sie Massnahmen ergreifen, um die Blasenkontrolle zurückzugewinnen. Dadurch können sie aktiver leben.

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