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Pflegende Angehörige mit Person im Rollstuhl

Pflege durch Angehörige in der Schweiz

In der Schweiz spielen pflegende Angehörige eine unverzichtbare Rolle im Gesundheits- und Pflegesystem. Sie übernehmen oft die Hauptverantwortung für die Betreuung ihrer bedürftigen Familienmitglieder und leisten dabei wertvolle Unterstützung, die weit über die rein medizinische Versorgung hinausgeht. Diese Aufgabe ist mit vielen Herausforderungen verbunden, bringt aber auch tiefe persönliche Erfüllung und Bindung mit sich.

In diesem Artikel beleuchten wir die vielfältigen Aspekte und Anforderungen der Pflege durch Angehörige in der Schweiz, geben hilfreiche Tipps und zeigen Unterstützungsangebote auf, die den Alltag der Pflegenden erleichtern können.

Was bedeutet es, pflegender Angehöriger zu sein?

Als pflegender Angehöriger sind Sie die Hauptbezugsperson für Ihren pflegebedürftigen Verwandten. Es bedeutet, eine entscheidende Rolle in dessen Leben zu spielen, seine Bedürfnisse zu erkennen und dafür zu sorgen, dass dieser die bestmögliche Pflege erhält.

Es ist jedoch essenziell, dass Sie Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden nicht vernachlässigen. Die Pflege von Angehörigen kann sowohl physisch als auch psychisch belastend sein. Es ist völlig normal, sich manchmal überwältigt, unsicher oder sogar ärgerlich zu fühlen.

Als pflegender Angehöriger tragen Sie eine grosse Verantwortung. Wichtig ist, dass Sie nicht alleine bleiben. Suchen Sie sich Entlastung und Unterstützung, sei es durch professionelle Beratung, Selbsthilfegruppen oder einfach das Gespräch mit Freunden. Sie müssen nicht alles allein schultern.

Wichtige erste Schritte

    • Unterstützung suchen: Es gibt viele Organisationen, die spezialisierte Beratung und Unterstützung für pflegende Angehörige anbieten. Zögern Sie nicht, diese in Anspruch zu nehmen.
    • Netzwerk aufbauen: Tauschen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen aus. Oft können Erfahrungen und Tipps von anderen eine grosse Hilfe sein.

    Pflege durch Angehörige: Welche Ansprüche stehen zu

    Finanzielle Ansprüche

    Verschiedenen Optionen helfen, die wichtige Arbeit der pflegenden Angehörigen in der Schweiz finanziell zu unterstützen und anzuerkennen.

    Unterstützungsoption Beschreibung
    Ergänzungsleistungen (EL) Personen mit Pflegebedürftigkeit, die eine IV-Rente beziehen und deren Einkommen die anerkannten Ausgaben nicht deckt, können EL beantragen. Auch pflegende Angehörige können davon profitieren.
    Hilflosenentschädigung (HE) Von der AHV oder IV gezahlte Entschädigung an Personen mit erheblichen Beeinträchtigungen, die dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind oder kontinuierliche Betreuung benötigen.
    Beiträge der Krankenkassen Einige Krankenkassen bieten finanzielle Unterstützung für pflegende Angehörige an, besonders nach Absolvierung bestimmter Schulungen.
    Steuerliche Abzüge In einigen Kantonen können pflegende Angehörige die mit der Pflege verbundenen Kosten von der Steuer absetzen.
    Gemeinde- und kantonale Unterstützung Abhängig vom Wohnort können zusätzliche finanzielle Entschädigungen oder Unterstützungsleistungen von Gemeinden oder Kantonen gewährt werden.
    Lohnzahlung durch Spitex Pflegende Angehörige können durch spezialisierte Spitex-Organisationen angestellt und für ihre Pflegearbeit entlohnt werden, wodurch sie eine geregelte Lohnzahlung erhalten.

    Bildungsressourcen, Beratung und andere Unterstützungsleistungen

    Die Rechte und Ansprüche von pflegenden Angehörigen umfassen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch den Zugang zu Bildungsressourcen, Beratungsdiensten und weiteren Angeboten. Diese Leistungen sind darauf ausgelegt, die Pflegebelastung zu mindern und pflegenden Angehörigen die notwendige Hilfe und Informationen bereitzustellen, um ihre wichtige Rolle bestmöglich auszufüllen.

    • Beratungsstellen: In vielen Kantonen und Gemeinden gibt es spezielle Beratungsstellen, die pflegende Angehörige mit Informationen, Unterstützung und Beratung versorgen.
    • Bildungsangebote: Organisationen wie z.B. das Rote Kreuz oder Alzheimer Schweiz bieten Schulungen und Kurse an, um pflegende Angehörige optimal zu schulen.
    • Entlastungsdienste: Dienste wie Spitex oder private Spitex-Organisationen stehen zur Verfügung, um pflegende Angehörige temporär zu entlasten, beispielsweise während eines Urlaubs.
    • Betreuungsurlaub: Einige Arbeitgeber bieten Betreuungsurlaub an, damit Angestellte sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern können.

    Pflege durch Angehörige: Entscheidungen für den Pflegealltag

    Zu Hause oder im Pflegeheim?

    Viele Menschen wünschen sich, im Alter zu Hause gepflegt zu werden. Doch manchmal sind die Anforderungen so hoch, dass ein Pflegeheim die bessere Option ist. Nehmen Sie sich Zeit, um alle wesentlichen Faktoren für die Entscheidung zu berücksichtigen.

      • Pflegebedarf der betroffenen Person: Welchen Pflegebedarf bzw. welche Pflegestufe hat Ihr Angehöriger? Benötigt er oder sie rund um die Uhr Betreuung oder nur gelegentliche Hilfe? Einige Menschen benötigen spezialisierte medizinische Versorgung, die zu Hause schwer umzusetzen ist.
       
      • Ihre Fähigkeiten und Ressourcen: Haben Sie die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um die erforderliche Pflege zu leisten? Manchmal können Kurse oder Schulungen helfen, aber es kann auch sein, dass professionelle Pflege notwendig ist.
       
      • Emotionale Belastung: Die Pflege eines Angehörigen kann emotional belastend sein. Überlegen Sie, ob Sie in der Lage sind, mit dem Stress und den emotionalen Anforderungen umzugehen.
       
      • Zeitliche Verfügbarkeit: Haben Sie genug Zeit, um sich um Ihren Verwandten zu kümmern? Dies kann Ihre Arbeit, soziale Verpflichtungen und andere Aspekte Ihres Lebens beeinflussen.
       
      • Finanzielle Überlegungen: Die Pflege zu Hause kann sowohl Kosten als auch Einsparungen mit sich bringen. Es ist daher wichtig, die Kosten für die Pflege zu Hause (z.B. für Hilfsmittel oder häusliche Pflegedienste) mit den Kosten eines Pflegeheims zu vergleichen. In der Schweiz gibt es auch finanzielle Unterstützungen und Leistungen, die Sie in Anspruch nehmen können.
       
      • Unterstützungsnetzwerk: Haben Sie ein Netzwerk von Freunden, Familie oder Diensten, die Ihnen helfen können? Dies kann entscheidend sein, um die Last der Pflege zu teilen.
       
      • Qualität des Pflegeheims: Falls Sie sich für ein Pflegeheim entscheiden, ist es wichtig, die Qualität und den Ruf der Einrichtung zu berücksichtigen. Ein Besuch vor Ort kann Ihnen helfen, ein Gefühl für die Atmosphäre und die Betreuung zu bekommen.
       
      • Wünsche des Pflegebedürftigen: Was möchte die betroffene Person? Ihre Wünsche und Gefühle sollten in der Entscheidung eine zentrale Rolle spielen.
       
      • Langfristige Perspektive: Denken Sie darüber nach, wie sich die Pflegesituation in den nächsten Monaten oder Jahren entwickeln könnte. Die Pflegebedürftigkeit kann sich mit der Zeit erhöhen.
       
      • Gesundheitliche Überlegungen: Es gibt Situationen, in denen ein Pflegeheim aus gesundheitlichen Gründen die beste Option ist, z.B. wenn spezialisierte medizinische Betreuung oder Geräte benötigt werden.
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      Letztlich ist die Entscheidung sehr individuell und sollte auf der Grundlage Ihrer spezifischen Situation und den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person getroffen werden. Es könnte hilfreich sein, sich professionellen Rat oder eine Pflegeberatung einzuholen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

      Pflege und Berufsleben vereinen: Wichtige Absicherungen und Hilfen

      Das schweizerische Arbeitsrecht enthält spezifische Bestimmungen, die die Rechte von Arbeitnehmern schützen, die pflegende Angehörige sind. Hier sind die wichtigsten Regelungen:

      • Kurzfristige Abwesenheit wegen Pflege von Familienmitgliedern: Gemäss Art. 329 OR haben Arbeitnehmer das Recht auf bezahlte, kurzfristige Abwesenheit, um Familienmitglieder oder Lebenspartner mit gesundheitlichen Problemen zu betreuen. Diese Abwesenheit ist auf maximal drei Tage pro Ereignis und insgesamt zehn Tage pro Jahr begrenzt.
      • Längerer Betreuungsurlaub für kranke Kinder: Eltern, die ihr schwer krankes minderjähriges Kind pflegen müssen und deshalb nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können, haben Anspruch auf bis zu 14 Wochen Betreuungsurlaub.
      • Kündigungsschutz: Während des Betreuungsurlaubs besteht kein besonderer Kündigungsschutz. Dies bedeutet, dass eine Kündigung während dieser Zeit möglich ist, jedoch darf sie nicht willkürlich oder ungerechtfertigt erfolgen.
      • Arztzeugnis: Obwohl das OR nicht explizit ein Arztzeugnis für die Pflege von Familienmitgliedern verlangt, kann der Arbeitgeber in der Praxis ein solches Zeugnis anfordern, um die Abwesenheit zu bestätigen.
       

      Diese Regelungen helfen, die Balance zwischen beruflichen Verpflichtungen und der Pflege von Angehörigen zu wahren, und bieten pflegenden Arbeitnehmern in der Schweiz wichtige Schutzmechanismen.

      Berufliche Stunden reduzieren und für Pflege entlohnen lassen

      Erfahren Sie mehr über die Angehörigenentlohnung und Unterstützung bei der Pflege Ihrer Angehörigen. Unsere Beratung ist für Sie selbstverständlich kostenfrei.

      5 Tipps: Was tun bei Überlastung?

      • Unterstützungsnetzwerk aufbauen: Nutzen Sie lokale Ressourcen und Dienstleistungen, um Entlastung zu finden. Professionelle Spitex-Organisationen, Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Helfer können Ihnen helfen, die Pflegebelastung zu reduzieren und die notwendige Unterstützung zu bieten.

      • Regelmässige Pausen einplanen: Achten Sie darauf, regelmässige Auszeiten in Ihren Tagesablauf zu integrieren. Diese Pausen sind entscheidend, um neue Energie zu tanken und Überlastung zu vermeiden. Planen Sie Freizeitaktivitäten oder einfach nur entspannende Momente ein, um Ihre eigene Gesundheit zu schützen.

      • Professionelle Beratung in Anspruch nehmen: Suchen Sie professionelle Beratung und Schulungen, um Ihre Pflegefähigkeiten zu verbessern und wertvolle Tipps zu erhalten. Organisationen wie das Rote Kreuz oder Alzheimer Schweiz bieten spezialisierte Kurse und Beratungsdienste für pflegende Angehörige an.

      • Gesunde Lebensweise beibehalten: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Schlaf. Ihre eigene Gesundheit ist von grösster Bedeutung, um langfristig für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen sorgen zu können. Vernachlässigen Sie nicht Ihre eigenen Bedürfnisse.

      • Finanzielle Unterstützung und rechtliche Ansprüche prüfen: Informieren Sie sich über mögliche finanzielle Hilfen und rechtliche Ansprüche, die Ihnen als pflegender Angehöriger zustehen. Leistungen wie die Hilflosenentschädigung, Beiträge der Krankenkassen oder Betreuungsurlaub können eine erhebliche Entlastung darstellen.

      Häufige Fragen und Antworten

      Pflegende Angehörige übernehmen die Betreuung und Pflege von bedürftigen Menschen. Dabei kann es sich um Familienmitglieder, aber auch um Freunde oder Nachbarn handeln, die diese wichtige Aufgabe mit Hingabe und Fürsorge erfüllen.

      1. Basisversorgung

      • Körperpflege: Unterstützung beim Baden, Duschen, Zähneputzen, Rasieren und anderen Hygienemassnahmen.
      • Mobilität: Hilfe beim Aufstehen, Gehen, Treppensteigen und Umsetzen.
      • Ernährung: Zubereitung von Mahlzeiten, Hilfe beim Essen und Überwachung der Flüssigkeitsaufnahme.
      • Kleidung: An- und Ausziehen sowie Auswahl passender Kleidung.

      2. Hauswirtschaftliche Unterstützung

      • Alltagshilfe: Einkaufen von Lebensmitteln und Notwendigkeiten.
      • Reinigung: Haushaltspflege und Wäscheversorgung.
      • Begleitung: Organisation und Begleitung zu Terminen und Aktivitäten.

      3. Komplexe medizinische Aufgaben

      • Medikamentenmanagement: Vorbereitung, Verabreichung und Überwachung von Medikamenten.
      • Wundversorgung: Reinigung, Desinfektion und Verbandwechsel.
      • Physiotherapie: Durchführung von Übungen oder Massagen nach Anweisung eines Therapeuten.

      4. Medizinische Geräte

      • Gerätehandhabung: Umgang mit Sauerstoffgeräten, Infusionspumpen und Beatmungsgeräten.
      • Kommunikation: Regelmässiger Austausch mit medizinischem Personal zur Überwachung des Gesundheitszustands.

      In der Schweiz gibt es verschiedene finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige:

      • Ergänzungsleistungen (EL): Diese Leistungen können beantragt werden, wenn die Rente und das Einkommen eines pflegebedürftigen Angehörigen die anerkannten Ausgaben nicht decken.
      • Hilflosenentschädigung: Personen mit erheblichen körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen, die dauerhaft Hilfe benötigen, können von der AHV oder IV eine Hilflosenentschädigung erhalten.
      • Krankenkassenbeiträge: Einige Krankenkassen bieten finanzielle Unterstützung für pflegende Angehörige, insbesondere nach Absolvierung bestimmter Schulungen.
      • Steuerliche Abzüge: In einigen Kantonen können pflegende Angehörige Pflegekosten steuerlich absetzen.
      • Gemeinde- und kantonale Unterstützung: Abhängig vom Wohnort können zusätzliche finanzielle Entschädigungen oder Unterstützungsleistungen von Gemeinden oder Kantonen gewährt werden.

      Wenn Sie sich für die Pflege zu Hause entscheiden können Sie über eine Spitex Organisation wie z.B. Pflegewegweiser eine kostenfreie Weiterbildung zum Pflegehelfer in Anspruch nehmen und so tiefere Kenntnisse zu Pflegerischen Themen erlangen.

      Pflegende Angehörige in der Schweiz haben die Möglichkeit, sich bei Pflegewegweiser anzustellen, um die Grundpflege eines nahen Angehörigen auf Stundenbasis entlohnt zu bekommen.

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