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Junge Frau mit pflegebedürftigem Elternteil auf einer Bank im Park

Eltern pflegebedürftig: Was nun?

Der Moment, wenn Sie erfahren, dass Ihre Mutter oder Ihr Vater zum Pflegefall wird, ist oft mit vielen Emotionen verbunden. Angst, Unsicherheit und eine Vielzahl von Entscheidungen prägen den Alltag. Doch keine Sorge, Sie sind nicht allein. Mit den richtigen Informationen und Tipps können Sie den neuen Lebensabschnitt Ihrer Eltern gut gestalten.

Anzeichen zum Erkennen von Pflegebedürftigkeit 

Nur weil jemand älter wird oder eine Krankheit hat, bedeutet das nicht automatisch, dass er pflegebedürftig ist. Dennoch gibt es erkennbare Anzeichen, die auf einen Pflegebedarf hinweisen können. Diese Anzeichen können vielfältig sein und sowohl körperliche als auch geistige Veränderungen sowie Verhaltensänderungen umfassen.

Körperliche Anzeichen können nachlassende Mobilität, Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen wie Körperpflege oder Essen und eine Zunahme von Stürzen sein. Geistige Anzeichen wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit oder Orientierungsprobleme sind ebenfalls wichtige Indikatoren. Weitere Warnsignale umfassen unerklärliche Verletzungen oder Veränderungen im Verhalten.

Eines oder mehrere dieser Symptome können darauf hinweisen, dass eine Person möglicherweise Unterstützung benötigt, um sicher und würdevoll zuhause oder in einer betreuten Umgebung zu leben. Das frühzeitige Erkennen dieser Anzeichen ist entscheidend, um rechtzeitig die notwendigen Massnahmen zu ergreifen und die bestmögliche Pflege sicherzustellen.

Erste Schritte bei Pflegebedürftigkeit

Wenn Sie Anzeichen einer Pflegebedürftigkeit bei Ihren Eltern erkennen, sind die ersten Schritte entscheidend, um die richtige Unterstützung zu organisieren. Ein strukturiertes Vorgehen hilft dabei, den Übergang reibungslos zu gestalten und sicherzustellen, dass Ihre Eltern die bestmögliche Pflege erhalten.

1. Gespräch mit den Eltern

  • Einfühlsames und offenes Gespräch
  • Klärung der Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Eltern
  • Besprechung möglicher Unterstützungsmaßnahmen

2. Arztbesuche und medizinische Beurteilungen

  • Vereinbarung von Arztterminen zur umfassenden Untersuchung
  • Erstellung eines medizinischen Berichts über den Gesundheitszustand
  • Klärung von Diagnose und möglichen Behandlungsmöglichkeiten

3. Dokumentation und Organisation der medizinischen Unterlagen

  • Sammeln und Ordnen aller medizinischen Berichte und Dokumente
  • Erstellen eines übersichtlichen Ordners oder einer digitalen Ablage
  • Regelmäßige Aktualisierung der Unterlagen und Befunde
 
Diese strukturierten ersten Schritte helfen, Klarheit über den Zustand Ihrer Eltern zu gewinnen und die nächsten Schritte gezielt zu planen. Ein offenes Gespräch schafft Vertrauen, während Arztbesuche und eine gute Organisation der medizinischen Unterlagen die Basis für eine fundierte Pflegeplanung bilden.

Herausforderungen mit pflegebedürftigen Eltern im Alltag

Der Alltag mit einer pflegebedürftigen Person ist oft eine Belastung. Viele Dinge ändern sich und oft stehen Sie als pflegende Person vor neuen Herausforderungen. Doch denken Sie daran: Sie müssen nicht alles allein bewältigen. Es gibt zahlreiche Einrichtungen und Personen, die Unterstützung anbieten, von professionellen Pflegediensten über Pflegeberatung bis hin zu Angehörigengruppen.

Wahl der richtigen Betreuung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Betreuung Ihrer Eltern gestaltet werden kann:

  • Zu Hause: Viele Menschen wünschen sich, im Alter in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Ein Pflegedienst kann hier stundenweise im Alltag helfen. Wenn Sie selbst die Pflege Ihrer Eltern übernehmen möchten, können Sie sich Beratung und Unterstützung bei einer Spitex-Organisation holen. Weitere Informationen über die Pflege eines Angehörigen zu Hause finden Sie in diesem Artikel: Pflege zu Hause.
  • Pflegeheim: Einige Situationen erfordern eine Unterbringung im Pflegeheim. Die Auswahl der richtigen Einrichtung ist entscheidend. Am besten legen Sie sich eine Checkliste mit Kriterien an, die Ihnen besonders wichtig sind. Bevor Sie eine endgültige Entscheidung treffen, sollte unbedingt ein Besuch des Pflegeheims erfolgen. 

Finanzielle Aspekte der Pflege

Spitex

Wenn Sie Ihre Eltern selber pflegen wollen, können Sie sich bei einer Spitex Organisation, wie dem Pflegewegweiser, anstellen lassen. So erhalten Sie für Ihre Pflegeleistung CHF 37.90 pro (inkl. Sozialversicherungsbeiträge und Ferienzuschlag) pro Stunde. Entlohnt werden können sogenannte Grundpflegeleistungen, wie zum Beispiel Hilfe beim Aufstehen, Ankleiden, Waschen und ähnliche Unterstützungen.

Betreuungsgutschriften

Sollten Sie die Betreuung oder Pflege eines*einer Verwandten übernehmen, haben Sie die Möglichkeit, bei der AHV-Ausgleichskasse Ihres Kantons sogenannte Betreuungsgutschriften zu beantragen. Diese Gutschriften werden Ihrer Altersrente angerechnet, anstatt direkt ausgezahlt zu werden. Umfassende Details zu diesem Thema können Sie auf der Webseite www.ahv-iv.ch nachlesen.

Betreuungszulagen

In manchen Kantonen und Gemeinden können pflegende Angehörige Anspruch auf pauschale Zulagen für die Betreuung haben. Die Kriterien für diese Leistungen variieren ebenso wie die Höhe und die Bezugsdauer. In der Regel wird eine Mindestanzahl an Pflegestunden vorausgesetzt, und die Entschädigung wird täglich berechnet. Weitere Auskünfte erhalten Sie auf der Website des Bundesamts für Gesundheit.

In unserem Artikel Entschädigung für Betreuung von Angehörigen finden Sie weiterführende Informationen zu diesem Thema.

Pflegeversicherung und Pflegekasse

In der Schweiz gibt es keine gesetzliche Pflegeversicherung, wie sie etwa in Deutschland bekannt ist. Schweizer Krankenkassen zahlen im Pflegefall üblicherweise pflegerische Sachleistungen, jedoch keine Geldleistungen. Wenden Sie sich an Ihre Krankenkasse, um Details zu erfahren.

Unterhaltspflicht gegenüber pflegebedürftigen Eltern

In der Schweiz besteht die sogenannte Verwandtenunterstützungs­pflicht nach Art. 328 ZGB. Demnach kann eine Unterhaltspflicht gegenüber Ihren Eltern bestehen, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Dazu gehören unter anderem:

    • Einkommen, Rente und Ergänzungsleistungen zu AHV & IV reichen nicht aus, um die minimalen Lebenskosten zu bezahlen.
    • Es besteht ein Verwandtschaftsverhältnis. Anspruch besteht dabei nur für Kinder, Enkel, Eltern & Grosseltern, nicht für Geschwister und entferntere Verwandte.
    • Die unterhaltspflichtige Person lebt in günstigen Verhältnissen.
    • Es  besteht noch keine andere Unterhaltspflicht. 

    Sollten die Ressourcen der Familie jedoch nicht ausreichen, kann Sozialhilfe in Anspruch genommen werden, um die Kosten der Pflege zu decken.

    Emotionale Seite der Pflege

    Es ist völlig normal, Angst und Unsicherheit zu empfinden, wenn Sie plötzlich in die Rolle des Pflegenden schlüpfen. Es ist wichtig, dass Sie auch auf Ihre eigene psychische Belastung achten. Reden Sie mit Ihrer Familie, Ihren Freunden und holen Sie sich Hilfe, wenn Sie sie benötigen.

    Abschliessend sei gesagt, dass die Pflege eines Angehörigen oft mit vielen Entscheidungen und Schritten verbunden ist. Aber mit der richtigen Information, Unterstützung und vor allem viel Liebe und Geduld können Sie und Ihre Familie diese Situation meistern.

    Die Rolle der Patientenverfügung

    Bei schweren Erkrankungen ist es hilfreich, wenn Ihre Eltern eine Patientenverfügung haben. Diese legt fest, welche medizinischen Massnahmen ergriffen werden sollen, falls Ihre Eltern nicht mehr selbst entscheiden können.

    Auch wenn noch keine Erkrankung vorliegt: Wer frühzeitig eine Patientenverfügung erstellt, erspart sich und der pflegenden Person später viel Ärger. Zum Zeitpunkt der Verfassung muss die betroffene Person urteilsfähig sein. Daher lohnt es sich, das Thema rechtzeitig anzugehen. Weitere Informationen und ein Muster zum Ausdrucken finden Sie auf der Seite der Schweizerischen Eidgenossenschaft: https://www.ch.ch/de/gesundheit/patientenverfugung/.

    Kostenfreier Download: 5 Tipps bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit

    Hier finden Sie weitere Links zum Thema Spitex & Entschädigung für die Betreuung von Angehörigen in der Schweiz: Der Moment, wenn Sie erfahren, dass ein geliebtes Familienmitglied zum Pflegefall wird, ist oft mit vielen Emotionen verbunden. Angst, Unsicherheit und eine Vielzahl von Entscheidungen prägen den Alltag.
    Doch keine Sorge, Sie sind nicht allein – wir geben Ihnen 5 Tipps für Sofort an die Hand. Laden Sie hier unseren kostenfreien Leitfaden herunter:

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